AKTUELLE ARBEITEN 2015


ZUKUNFT EUROPA /// Theater Marie /// Premiere Februar 2015

MEIER MÜLLER SCHULZ /// Theater Vorpommern /// 
Regie: Sonja Weichand /// Premiere April 2015

DER SCHÖNSTE TAG DES LEBENS /// Staatstheater Oldenburg///
mit Fräulein Wunder AG /// Premiere April 2015

Aktuelle Arbeiten im Jahr 2014


Der grosse Gatsby * Theater Marie * Premiere 23.4.2014 
Michael Kohlhaas * Theater Augsburg * Premiere 4.10.2014
Losmachen. Von Ahnenkrusch und Migrationsgeschichten * Fräulein Wunder AG * Premiere 30.11.2014

CASH. Das Geldstück. /// Staatsschauspiel Dresden /// Bürgerbühne















                                                      (Photos: David Baltzer)

Über Geld spricht man nicht. Damit ist jetzt Schluss. Zwölf Dresdnerinnen und Dresdner machen in „Cash. Das Geldstück“ öffentlich Kassensturz und lüften ihr Bankgeheimnis. Sie sagen, was sie haben und geben preis, was sie nicht haben. Sie bringen auf die Bühne, was es braucht, um – endlich mal – über Geld zu sprechen: ihre Sparbücher, Aktienzertifikate, Schuldscheine, Gehaltszettel, Kontoauszüge, den gestrigen Saldo und ihr letztes Hemd. Und sie werden Sie im Publikum konfrontieren mit Kontoständen, mit roten und schwarzen Zahlen, mit Summen, Bilanzen und monetären Werten. 
Die Spur des Geldes führt die zwölf Spielerinnen und Spieler in einen Tresorraum. Diesen gilt es zu knacken und einzusteigen in den Erinnerungsspeicher des eigenen Geldlebens: Das erste Taschengeld, das erste selbstverdiente Lehrlingsgehalt, die ersten 100 Westmark, der erste Gehaltsbonus, der erste Tausender Gewinn auf dem Börsenparkett. Lebensgeschichten lassen sich auch als Geldgeschichten erzählen. Die Spieler und Spielerinnen auf der „Cash“-Bühne offenbaren ihre Geldbiographien. Sie beichten von Luxusurlauben und der verzockten Million. Sie erzählen von der wundersamen Vermehrung des Euros in der Einwanderer-Community, von reichen Russen und armen Schweinen. Sie berichten von Prostitution im kleinen und von Aktienhandel im großen Rahmen. Sie wissen um den üblen Geruch des Geldes und die schwarzen Spuren, die die Ostpfennige auf den Fingern hinterließen. Sie zählen Eins und Eins zusammen, schreiben rote Zahlen, rechnen, tauschen, spekulieren, demonstrieren und bilanzieren. Bezahlen lassen sie sich dafür mit der Aufmerksamkeit und der Gunst des Publikums: Was hat dieser Theaterabend eigentlich gekostet? Und, was ist Ihnen dieser Abend wert? „Cash“ setzt alles auf eine Karte.

Besetzung:

Ute Maria Buchmüller, Konstantin Burudshiew, Uwe Delkus, Guido Droth, Katharina Heider, Stefan Hintersatz, Helmut Hopfauf, Larissa Letz, Bernd Räder, Kornelia Schmidt, Andrea Schmitz, Eduard Zhukov
Regie Melanie Hinz
Co-Regie Sinje Kuhn 
Bühne und Kostüm Tatjana Kautsch
Musik Sven Kaiser
Dramaturgie Sinje Kuhn 


Premiere am 28. März 2013 im Kleinen Haus 3

"Die neuen Leiden des jungen W." von Ulrich Plenzdorf














Edgar Wibeau ist 17 Jahre alt und bester Lehrling in seinem Betrieb. Doch er schmeißt die Lehre hin und haut einfach aus der Kleinstadt ab. Er kommt in einer abrissreifen Gartenlaube eines Freundes in Berlin unter, wo ihm auf dem Klo ein Reclam-Heft, ohne Titelblatt, in die Hände fällt, das in einem „unmöglichen Ton geschrieben" ist. Er liest es trotzdem, ohne zu wissen, dass das Buch Goethes Die Leiden des jungen Werther ist. 
Edgar verliebt sich in Charlie, eine Kindergärtnerin, die er in der Laubenkolonie regelmäßig trifft. Und ausgerechnet die Sätze aus dem Reclam-Heft können seine Gefühle treffend beschreiben: „... ich hab eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht." Leider ist Charlie bereits verlobt und will Dieter heiraten, sobald er von der Armee zurückgekehrt ist.
Die neuen Leiden des jungen W. wurde 1972 in der DDR uraufgeführt und in West-deutschland verfilmt. Es war Mitte der siebziger Jahre eines der meistgespielten deutschen Theaterstücke und prägte Generationen von Jugendlichen in Ost- und Westdeutschland.


Inszenierung: Ramin Anaraki
Bühne und Kostüme: Tatjana Kautsch
Dramaturgie: Barbara Bily
mit Sarah Bonitz, Philipp von Mirbach und Ulrich Rechenbach
Fotos: Nik Schölzel und Tatjana Kautsch

Premiere am 22.11.2013

Nachtkritik.de schreibt folgendes: 

Die neuen Leiden des jungen W. – In Augsburg reanimiert Ramin Anaraki den einstigen Theaterhit von Ulrich Plenzdorf mit Leichtigkeit

Immer noch dieselben Gefühle
von Willibald Spatz

Augsburg, 22. November 2012. So etwas gibt es heutzutage fast nicht mehr: Dass sich ein Stück zu einem Mega-Hit entwickelt und unzählige Male inszeniert wird. Vor vierzig Jahren war das mit "Die neuen Leiden des jungen W." der Fall. Die spannende Frage ist: Kann man damit jetzt noch etwas erzählen? Die Antwort klingt einfach: Es geht – wenn man den richtigen Hauptdarsteller hat. Ulrich Rechenbach räumt gleich zu Beginn auf, er macht die Sicht frei. Die Bühne, die Tatjana Kautsch gebaut hat, dominiert ein Holzgerüst, das mit Folien behängt ist. Die werden weggerissen und säuberlich zur Seit gelegt. Dazu aus dem Off Stimmen, die sich über die Hauptperson – Edgar Wibeau – unterhalten, posthum, er ist schon gestorben. Was ihn nicht davon abhält zu unterbrechen, Sachverhalte richtig zu stellen. Ulrich Rechenbach kann der Technik Anweisungen geben. Aus ihm sprudelt es heraus, er hat der Welt eine Menge mitzuteilen und das auf eine sympathische, offene Art, mit der er schon nach zehn Sekunden nicht mehr verlieren kann und jeder im direkt angesprochenen Publikum ihm alles abnehmen würde.
Popkulturelle Querverweise
Ulrich Plenzdorf ist es seinerzeit gelungen, eine einigermaßen zeitlose Jugendlichenfigur zu entwerfen, obwohl es ganz eindeutig die Umstände in der damaligen DDR sind, die die Geschichte überhaupt erst ermöglichen. Edgar Wibeau ist ein angenehmer Schwätzer. Er grübelt eine Menge nach, ohne viel zu wissen, und er teilt sich gern mit. Vieler seiner Erkenntnisse kommen ihm erst beim Aussprechen seiner Gedanken, und auch hier gelingt es Ulrich Rechenbach das so glaubwürdig zu spielen als fiele es ihm tatsächlich im Moment ein.
Regisseur Ramin Anaraki geht es eindeutig nicht um historische Authentizität und doch verzichtet er nicht völlig auf eine Verortung durch popkulturelle Querverweise. Der Song, der zur Überleitung zwischen den Szenen dient, ist "Sympathy for the Devil" von den Rolling Stones – Edgar Wibeau zieht sich dazu seine Jeans aus und spielt drauf die Luftgitarre. Er trägt Chucks und ergänzt die Originalhymne auf die "Blue Jeans" aus dem Text mit einem Bestehen auf der "501" als der einzig wahren Hose. Eine Mode aus den vergangenen Jahrzehnten ist in die Inszenierung integriert, und nicht nur die Bühne, auch die Figur Wibeau funktioniert umso besser als Projektionsfläche für die eigenen Sehnsüchte.
Unerwartete Bilder
Der Hoffmannkeller ist die kleinste und intimste Bühne des Augsburger Stadttheaters. Die Schauspieler sind hier besonders nah am Zuschauer. Alle sitzen um die Spielfläche und werden teilweise ungewöhnlich direkt miteinbezogen. Ulrich Rechenbach rennt kurz raus, kommt mit einer Kloschüssel zurück, setzt sich neben einen Zuschauer in der ersten Reihe mit herunter gelassener Hose. Als er dann noch einen Luftballon aufbläst, um Klogeräusche zu imitieren, ist das am Rand der Albernheit, allerdings immer auf der sicheren Seite: Die Spieler machen Spaß, weil sie einen Stoff gefunden haben, den sie gern vor Publikum ausbreiten. Das gilt auch für die andern beiden Mitspieler: Sarah Bonitz, deren Charlie, so schön undurchsichtig ist, für den Zuschauer und für Edgar Wibeau. Man weiß nicht, was sie für ihn opfern würde, wenn sie plötzlich im Mantel im Raum steht und ihn schon länger fixiert. Und später sich mit Wasser übergießt, um einen Regen zu simulieren, der sie beide so nass macht, dass sie alles vergessen, sich sogar küssen. Philipp von Mirbach ist der Vater von Edgar, der sich posthum auf die Spurensuche nach seinem Sohn begibt sowie der Verlobte Charlies, Dieter. Auch er hat seine großen Momente: Wenn er auf dem Boden Bücher von Marx und Engels pedantisch der Größe nach sortiert und sich jede Einmischung verbittet. Oder wenn er versucht ein verstehendes Gesicht aufzusetzen, während Edgar aus dem Original-"Werther" zitiert.
"Die neuen Leiden des jungen W." waren einmal ein Versuch, einem zu einem toten Stück Papier mutierten literarischen Werk eine neue Aktualität zu verleihen. Mittlerweile gehört das Stück selbst zu den zu reanimierenden Werken der Theaterliteratur. Ramin Anaraki löst diese Aufgabe mit überzeugender Leichtigkeit. Er füllt seine Inszenierung mit schönen Ideen, ohne sie zu überfrachten. Er liefert Bilder an Stellen, an denen sie keiner erwartet hätte. Mit einem Diaprojektor wirft Edgar Wibeau seine Gemälde an die Wand. Damit sie alle sehen können, muss er sich mit dem laufenden Apparat um den Kreis drehen und plötzlich werden alle Wände und auch alle Zuschauer zu Projektionsflächen. Im Wesentlichen treiben sie doch noch dieselben Gefühle an wie die Menschen bei Goethe oder die vor vierzig Jahren.

Trau keinem über 30!














Die Fräulein Wunder AG beschwört die Geister des Umbruchs herauf. Als Zeremonienmeister und Forscherinnen blicken sie zurück und nach vorne: auf Ideale, Lebensmodelle und gesellschaftliche Architekturen. Angesichts der magischen Altersgrenze ruft die Fräulein Wunder AG ihre Helden der Jugend an, um sich bereit zu machen: Was ist noch zu tun? Was wird jetzt erst möglich? Wovon müssen wir uns trennen und was darf niemals siegen?
Die Fräulein Wunder AG verhandelt den Zwiespalt zwischen jugendlichem Aufbruch und dem Ankommen im Erwachsensein stellvertretend für eine Generation, die das Limit ihrer Möglichkeiten noch mehr schreckt als ein Burnout.


VORSTELLUNGEN:
3./4./5. Mai, LOT Theater Braunschweig
15./16./17. Juni, Theaterhaus Hildesheim
27. Mai, 16h und 20h Studiobühne Köln
28./29./30. Juni, Theaterwerkstatt Hannover 

VON UND MIT: Anne Bonfert, Melanie Hinz, Verena Lobert, Vanessa Lutz, Malte Pfeiffer, Carmen Waack.
BÜHNE: Dominik Steinmann.
KOSTÜM: Tatjana Kautsch.
LICHT: Kirsten Rohloff.
MUSIK: Friedrich Greiling.
PRODUKTIONSLEITUNG: Maike Tödter.
FOTOS: Gernot Wöltjen und Tatjana Kautsch.

DER GOLDENE DRACHE AM THEATER AUGSBURG











Der goldene Drache
Roland Schimmelpfennig
Theater Augsburg
Premiere am 4.2.2012

Regie: Ramin Anaraki
Bühne und Kostüme: Tatjana Kautsch
Musik: Adrian Sieber
Dramaturgie: Roland Marzinowski

Mit: Lea Sophie Salfeld, Florian Innerebner, Klaus Müller, Eva-Maria Keller und Martin Herrmann.

Fotos: Nik Schölzel

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Niedersachsen beste Off-Produktion ausgezeichnet

Best of Fräulein Wunder AG

Hannover, 9. Oktober 2011. Wie die Stiftung Niedersachsen meldet, ging gestern Best Off, das Festival Freier Theater der Stiftung Niedersachsen mit der Vergabe eines Preisgeldes von 5.000 Euro an das Hildesheimer Theaterkollektiv Fräulein Wunder AG für ihre Inszenierung Auf den Spuren von... Eine Reise durch die europäische Migrationsgeschichte zu Ende.

Die Festivaljury bestehend aus Angela Glechner von Kampnagel in Hamburg, Kathrin Veser vom Berliner Hebbel am Ufer und Niels Ewerbeck vom Theaterhaus Gessnerallee in Zürich lobte die intelligente Annäherung an das Thema Migration und die gelungene kreative Umsetzung. Jurymitglied Kathrin Veser vom Theater Hebbel am Ufer in Berlin begründete die Wahl auch mit der besonders gelungenen Umsetzung von Punkten, die die Freie Szene auszeichnet: Recherche zu einem gesellschaftlich relevanten Thema, kreative Nutzung des Raums sowie partizipatorische Elemente.

Vom 6. bis 8. Oktober 2011 waren folgende sechs von einer Fachjury ausgezeichnete Inszenierungen aus Niedersachsen in Hannover zu sehen gewesen: Theater Fensterzurstadt "Die Nacht, die Lichter", unitedOFFproductions "Das letzte Abendbrot", Fräulein Wunder AG "Auf den Spuren von...", machina eX "15.000 Gray", Theater Karo Acht "Das Glück kommt wie ein Donnerschlag", Theater Fadenschein "Tür auf Tür zu". Die Theatergruppen erhielten jeweils ein Preisgeld von 10.000 €.

Die Auswahljury bestand in diesem Jahr aus Lavinia Francke (Festival Theaterformen), Dr. Ole Hruschka (Leibniz Universität Hannover), Prof. Dr. Annemarie Matzke (Universität Hildesheim), Marc Prätsch (Regisseur), Christiane Richers (Theater am Strom Hamburg), Daniela Koß (Stiftung Niedersachsen). Das Festival wird in Zukunft alle zwei Jahre stattfinden.

(jnm)